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Erinnerungen 2 Meter hinter dem Dom

Verschlafen hängen die Gittertore der Hofburg in den Angeln. Auf der Suche nach verborgenen Plätzen meiner Heimat komme ich vom Rennweg und quere den Innenhof zum Domplatz. Trotz der morgendlichen Frische lässt sich der Sommertag bereits erahnen. Noch ist außer mir niemand unterwegs.

 

Der Blick in die Gasse wird von der Dommauer rechts und der mittelalterlichen Häuserzeile links gelenkt hin zu einem altrosafarbenen, gotischen Haus mit reicher Holzverzierung. Dort befindet sich die alteingesessene Kerzenhandlung „Tiroler Wachszieher und Lebzelter“. Seit 230 Jahren stellt die Firma Walde in Innsbruck Seifen, Kerzen und Reinigungsmittel her. Das Geschäft kenne ich seit meiner Kindheit.

 

Die Farbe der Häuser in der Gasse ist abgeblättert und vergilbt. Ich bin allein. Ab und zu hört man aus den Fenstern Geschirrklappern. Frühstückszeit. Langsam gehe ich weiter und erreiche den Domplatz. 

Gleich links an der Ecke zur Pfarrgasse gibt es das Geschäft „Feinheiten“. Und genau solche Feinheiten findet man hier. Geschenke, Designerprodukte, Schreibwaren.

 

Mitten am Domplatz eine Blumeninsel. Das Gelb und Rot der Blumen konkurriert mit dem knallblauen Morgenhimmel. Die Häuser ringsum halten den beginnenden Morgen-Verkehrslärm vom Herzog-Friedrich-Ufer fern. Das Plätschern des Brunnens zwischen den Beeten verstärkt die Stille. Ein paar Tauben picken Brotreste. Leere Bierflaschen zeugen von der nächtlichen Nutzung des Platzes.

 

Hinter der Häusern erhebt sich die Nordkette. So wie die Berge die Stadt beschützen, beschützt die Häuserzeile den Platz. 

 

Im sogenannten Brixnerhaus, Richtung Norden, befindet sich ein Café. Der Gastgarten vermittelt italienische Lebensfreude am Domplatz. Ganz hinten im Eck gibt es ein Glasgeschäft. Das „Gläserkastl“. Noch ist das Geschäft geschlossen, aber später kann man den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.

 

Die Stufen des Doms leiten zum imposanten Portal. Mein Weg führt mich aber weiter rund um den Dom. Ein gepflasterter Durchgang führt links hinaus in die Herrengasse. Ich folge der Domgasse  nach weiter. Die Wohnung des Bischofs liegt in dieser Häuserzeile. Ob er auch schon wach ist?

 

Die Gasse liegt ruhig. Vorbei am Durchgang zum „Fischerhäusl“, ein Restaurant mit idyllischem Biergarten direkt an der alten Stadtmauer, komme ich zu einer engen Gasse. Eingezwängt  ist sie zwischen Dom und Mauer der Hofburg. Mir ist, als ob ich in eine andere Zeit eintrete. Die Breite reicht gerade für eine Person. Was mögen sich hier für Geschichten abgespielt haben? Heimliche Liebesgeschichten? Dunkle Geschäfte? - Verborgenes bleibt verborgen. 

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