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Erinnerungen an die Duilestraße

Wilten. Dort, wo früher der Garten von der Großmutter war. Ihr kleines Haus mit der Glasveranda. Dort, wo es so besonders roch. Nach Staub. Alten Stoffen. Aufgewärmt von der Sonne. Die hellgrüne Decke über dem Divan. Im Sonnenlicht tanzten die Staubkörnchen, wenn man sich mit Schwung darauf setzte. Vor der Veranda führten Stufen zu einem Kiesweg. Das war immer die Mutprobe: wer traute sich barfuß über den Kies zu gehen, bis man am Ende den rettenden, weichen Rasen erreichte. Entlang denr Blumenbeete mit den Asparaguspflanzen. Streng verboten waren die verlockend roten Beeren für die Kinder!

 

Das erste eigene Gemüsebeet mit den Karotten. Die geliebten orangefarbenen Blüten der Stolzien. Diese Blüten erinnern auch heute noch - in einem anderen Garten - an die Zeit damals. In Großmutters Garten gab es Tomaten, sonnenwarm vom Strauch gepflückt. Voller Aroma. Und den Tomatensaft konnte man sich dann am Brunnen mit eiskaltem Wasser von den verschmierten Wangen waschen. Unzählige Ribiselsträucher, schwarze Johannisbeeren und Stachelbeeren säumten die Rasenflächen. Wie sehr hatten die Kinder die Erntezeit gehasst! Ausgerüstet mit einem kleinen Eimerchen, mit einer Schnur vor dem Bauch befestigt, hieß es beim Pflücken helfen! Eine langweilige Tätigkeit! Aber auch das Bohnenputzen war nicht beliebter! Dafür konnte man dabei in der Gartenlaube sitzen, den Erwachsenengesprächen zuhören. Und als Belohnung gab es „Himbeermilch“. Kalte Milch mit einem kleinen Schuss Himbeersirup. Aber diese Milch schmeckte nur richtig gut aus den pastellfarbenen Porzellanbechern!

 

Ein Teil des Gartens gehörte der Nachbarin. - Und die Kinder mussten aufpassen, auf der eigenen Seite zu bleiben.

Radfahren lernten sie am großen asphaltierten Platz vor dem Haus. Besonders am Wochenende waren die Werkstätten und Plätze der Firmen leer. Die Kinder konnten toben und spielen. Leider lag auf dem Platz oft viel Rollsplitt. Wehe, man fuhr mit dem Rad zu schnell um die Kurve! Es war eine abenteuerliche Zeit. Im Geheimen probierten sie das Schießen mit der Schrotflinte. Eine kleine Hütte war die geheimnisvolle Werkstatt des Großvaters. Immer dunkel, ein intensiver Geruch nach Werkzeugöl und eine strenge Ordnung! Die Kinder hatten dort nichts zu suchen.

 

Besonders aufregend war es, mit den Fahrrädern in Richtung der Eisenbahn zu fahren. Die Unterführung zur Neuhauserstraße war ein Ort für Geschicklichkeitsfahren. - Eigentlich war das Radfahren dort nicht erlaubt. - Schnell treten, um genügend Schwung für die Durchfahrt zu bekommen, verwegen aus dem Sonnenlicht in die dunkle Höhle rasen und möglichst ohne neu zu treten auf der anderen Seite so weit es ging hinaus zu fahren. Damals stank es in der Unterführung immer ecklig. - Das ist allerdings auch heute noch so. 

Um die Ecke in der Feldstraße gab es das kleine Konsumlädchen. Der Schriftzug bei der Einfahrt zur Genossenschaft ist heute noch zu lesen.

 

Die Luft im Sommer roch intensiv nach Eisenbahn, Gras und Gleisen. - So riecht die Freiheit.