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Erinnerungen an Pradl

Heute zerrt der Föhn wieder heftig an den Haaren und am Schal. Fegt Staub und Blätter vor sich her. Wirbelt sie auf. Einzelne Blätter schwimmen im Brunnen am Pradler Platzl.

 

Ich komme früh am Vormittag von der Pradler Straße her. Vorbei an der Pfarrkirche, der Volksschule und der Turnhalle. Der Platz war früher stiefmütterlich behandelt. In den letzten Jahren wurde er liebevoll umsorgt. Die Brunnenfigur des Heiligen Florian wurde restauriert und neu gefasst. Die vergoldeten Teile der Figur trotzen den grauen Wolken. Seinen Blick erhebt der Heilige in einen unbestimmten Himmel. 

 

Ein kleines Bäumchen, rundherum eine Bank, die zum Verweilen einladen würde, wenn es nicht so kalt wäre, an diesem Vormittag. Menschen eilen über den Platz auf dem Weg zur Arbeit. Keiner hat einen Blick für die versteckten Schönheiten: die Fresken an der Hauswand, die gemalten Fensterumrahmungen. Auch dieses Haus ist offensichtlich frisch renoviert. Eine Figur stellt Maria mit dem Jesuskind dar. Rechts daneben ein Bischof, schreibend. Auch sein Blick geht in die Ferne. Zu seinen Füßen zwei Knaben neben einer Schiefertafel. Alle sitzen auf einer Wolke. Der Welt entrückt.

 

Über die Pradler Straße steht ein altes Bauernhaus mit einer besonders reich verzierten Holzfront. Eine Hand streckt sich dem Betrachter entgegen und scheint ihm den Schlüssel zu reichen.

Weiter gehe ich der Egerdachstraße entlang. Zwischen den Häusern ebbt der Verkehrslärm ab. Verlassen stehen Mülltonnen vor verschlossenen Häusern. Abweisend verriegeln die Fensterläden Tore und Fenster.  Von Plakate hat der Wind in Fetzen gerissen.

 

Auf einem Straßenschild lese ich zur Herkunft des Namens der Egerdachstraße: „Es gab einen Hof dieses Namens und ein gleichnamiges Heilbad in Amras, das 1620 errichtet wurde. Bis ins 16. Jahrhundert war die Egerdachstraße die Hauptstraße von Pradl“. Ich komme am Stamser Hof Plattner vorbei. Auch auf diesem Haus wunderschöne Fresken. Links der Hl. Florian, rechts der Hl. Wendelin. Der Hof besteht seit 1571. Wie viele Geschichten könnte er uns erzählen? Von Menschen, die hier lebten und leben? In der Mitte der beiden Heiligen ist ein Wappen mit einem Löwen dargestellt.

 

Das kleine Gässchen zur Gabelsbergerstraße wurde - oder wird - allgemein „Fackengassl“ genannt, weil es direkt am Stall mit den Schweinen vorbei führte. Und wenn es Zeit für die Fütterung war, hörte man weit das Quieken der Schweine. Heute sind Pferde darin untergebracht.

 

Am Ende der Egerdachstraße, an der Kreuzung Pembaurstraße, steht das von Architekt Theodor Prachensky erbaute Gebäude des Kindergartens. Dort drehe ich um und komme der nördlichen Straßenseite entlang zum Platzl zurück. Das Wallnöfer-Haus, ein Schülerheim, das Haus Nr. 11, in dem früher der Gasthof Zum „Lodronischen Hof“ war. Hier war die erste Heimat der Alt Pradler Ritterspiele. Heute haben sie im Bierstindl am Fuße des Berg Isel ihren Spielort.

 

Ich bin zurück am Platzl. In einem Fenster winkt einsam eine chinesische Glückskatze.

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