Alle Emotionen haben ihren Sinn. Sie sagen bzw. zeigen uns, was gerade „los ist“ - mit uns und in der Verbindung zu anderen und zu unserer Umwelt.
Es gibt die sogenannten „gehobenen Affekte“ - diese heben unsere Stimmung - wie zum Beispiel:
- Interesse
- Freude
- Spielen
- dem anderen zugewandte Haltung
Und dann gibt es noch die anderen. Die Emotionen, die wir nicht gerne fühlen wollen, die wir vielleicht ablehnen und uns nicht damit auseinander setzen wollen. Wie zum Beispiel:
- Wut
- Zorn
- Aggression
- Rachegefühle
- und eben die Angst
Doch es gibt sie. Wir alle empfinden sie. Es geht darum, einen guten Umgang damit zu finden, damit wir uns weiterentwickeln können.
Angst ist immer mit Erwartungen verbunden. Angst ist ein subjektives Gefühl. Das, wovor ich mich fürchte, ist vielleicht für den anderen gar kein Thema. Die Aussage: „Du brauchst keine Angst zu haben“ ist kein hilfreicher Satz! Denn in dem Moment, wenn die Angst in uns vorherrscht, schaltet die Vernunft - das logische Denken - ab. Das hat entwicklungsgeschichtlich natürlich seinen Sinn. Denn in Zeiten, in denen das Überleben davon abhing, schnell auf eine Bedrohung reagieren zu können mit Angriff oder Flucht, war es überlebensnotwendig. Eine objektive Beurteilung der Situation hätte womöglich ein viel zu langes Überlegen bedeutet und nicht zum Überleben beigetragen. In unserer heutigen Welt erleben wir sehr selten wirklich lebensbedrohliche Situationen. (Siehe Gedanken-Impuls: Angst oder keine Angst? - Das ist nicht die Frage!).

Wir verspüren oft Angst vor befürchteten Ereignissen die so wahrscheinlich auch gar nie eintreten werden! Wenn wir Angst haben, reagieren wir sofort auf unterschiedliche Weisen: mit Aggression, wir sind ärgerlich, wehren diese Angst durch den Ärger ab oder reagieren destruktiv.
Wir können uns mit dem, was so große Angst macht, konfrontieren; der Angst ausweichen; die Angst leugnen; uns zurückziehen; Hilfe suchen; lernen, wie wir die Angst bannen können.
Stellen wir uns der Angst, nennt man das "MUT".
Todesangst bringt uns dazu, das Leben aktiv zu gestalten. Uns zu fragen, was wir wirklich wollen. Zu erkennen, was uns wirklich wirklich wichtig ist.
Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn wir uns mit der Angst (den Ängsten) konfrontieren! Weichen wir der Angst immer nur aus, werden wir lebensuntüchtig. Die Angst breitet sich aus und dann wird es zur Angst vor allem und jedem. Menschen werden dann abhängig von anderen, die scheinbar keine Angst haben, scheinbar (einfache) Lösungen parat haben.
Es geht gar nicht darum, überhaupt keine Angst mehr zu empfinden! In Situationen, in denen wir uns bedroht fühlen, fühlen wir uns hilflos ausgeliefert. Lebens-Ereignisse sind oft komplex und unübersichtlich. Und wir fühlen Angst. Dann gilt es, nicht in der Angst zu verharren! Über Angst reden eröffnet kreative Lösungen.
Lernen, sich selbst vertrauen, dass man eine kreative Lösung finden wird!
Die Verunsicherung, dieses Nicht-Wissen, wie es weitergeht (weitergehen kann) ist der Ursprung aller schöpferischen Lösungen. Und diese Ungewissheit zu ertragen müssen und dürfen wir lernen. Und darauf zu vertrauen, dass es einen Weg geben wird. Das geht jedoch nur dann, wenn die Angst uns nicht lähmt.
Wenn wir uns in Angstsituationen an andere wenden, aktiveren wir Beziehungen. Wir finden Helfer, die uns durch die Angst begleiten. Das können echte Menschen sein oder auch Helfer in der Phantasie sein. Für viele Menschen sind das die Schutzengel an ihrer Seite. Oder auch Helden in der Phantasie.
Wichtig: Die Angst nicht ignorieren! Nicht leugnen! - mit anderen sein. Dann kann die Angst weniger werden. Und weniger Angst bedeutet mehr Kreativität. Das vernünftige Denken hat wieder eine Chance, sich einzuschalten, wenn die Angst weniger wird. Man sagt: Angst macht dumm. Und in solchen Momenten reagieren wir eben nicht „vernünftig“! - Dann heißt das: Liebevoll und wohlwollend mit sich selbst umzugehen!
Angst kann aber auch Orientierung bringen. Herausfinden, wo eine echte Bedrohung besteht oder wo nicht. - Welche Möglichkeiten gibt es, mit diesen Bedrohungen umzugehen und wie können wir (echte) Gefahren kontrollieren.

Ein konstruktiver Umgang mit der Angst:
- Wie reguliere ich meine Angst?
- Wie gehe ich mit Stress um?
- Mit der Angst auf Körperebene umgehen: Bewegung, Laufen, Yoga,
- Entspannungstraining, …
- Sich selbst besser verstehen lernen: durch Gespräche, Therapien, Ratgeber
- Die eigene Hilflosigkeit aushalten lernen
- Vertrauen in die eigene Kreativität fassen
- Sich selbst beruhigen können: Die Angst herunter regulieren (sich nicht in die Angst hineinsteigern, sich nicht „verrückt vor Angst“ machen)
- Die Angst benennen - wovor habe ich gerade Angst?
- Rationalisieren - sich die Gefühle selbst erklären können
- Intellektualisieren - ein „abstraktes“ Thema daraus machen
- Sich von der Angst distanzieren können indem wir anders über das Thema nachdenken; andere Lösungen finden.
Angst ist Teil des Lebens. Wir werden niemals angstfrei leben und wir können Gefahren nicht komplett ausschalten. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Also bleibt nur der Umgang mit der Angst. Nicht zu viel - und nicht zu wenig - Angst empfinden.
Zusammengefasst:
- Wahrnehmen der Angst (auch körperlich)
- Benennen der Angst
- Herausforderungen annehmen - mit anderen oder/und alleine
- Hilflosigkeit vorübergehend aushalten
- Ärger wahrnehmen und gut damit umgehen
- (Ärger dynamisiert uns. Dadurch können wir Neues angehen!)
- Auf eigene Kreativität vertrauen.
- Neue Lösungen finden - auch zusammen mit anderen.
- Finde einen Ort, an dem du dich sicher fühlst - real oder auch vor dem inneren Auge.
Würden wir in der Angst bleiben oder sie auf Dauer verdrängen, verweigern wir uns der Zukunft! Die Zukunft sieht dann nur mehr negativ aus, wir fühlen uns als Opfer der Umstände.
Sich der Angst zu stellen, ist eine Entscheidung. - Durch die Angst mutig in die Zukunft gehen!

Inspiriert wurde dieser Gedanken-Impuls von einem Vortrag von Dr. Verena Kast: „Die Emotion Angst“.
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