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Mensch ärgere dich nicht! - Oder doch?

In den nächsten Gedanken-Impulsen geht es um Emotionen. Emotionen, die wir mögen, wie zB Freude, Dankbarkeit, Glücksgefühle, … etc. Diese Emotionen bekommen von uns das Prädikat: positiv und wünschenswert. Die anderen hingegen, wie zB Angst, Wut, Zorn, Trauer, … versehen wir mit: negativ und zu vermeidend. 

Aber: Emotionen sind nie positiv oder negativ! Sie sind neutral. Wir haben diese Emotionen, ob wir sie wollen oder nicht. In der Serie zu den verschiedenen Emotionen versuche ich, einen anderen Blick darauf zu lenken. Wir hätten diese (auch die unerwünschten, unangenehmen) Gefühle nicht, wenn sie nicht alle einen Sinn hätten. Dieser Frage versuche ich, nachzugehen.
Grenzen wahren
Grenzen wahren

Emotionen sind die Basis unseres Seins. Emotionen zeigen, was wir im Körper erleben. Die Gefühle, die wir dann spüren, interpretieren wir und daraus resultiert unsere Stimmung für den Moment, für den Tag und sogar die Grundstimmung für unser Leben. Und von der Begrifflichkeit unterscheiden wir noch die Affekte. Darunter versteht man die „hochschießenden Emotionen“, die uns überwältigen und für den Augenblick beherrschen und wieder abflauen.

 

Emotionen sind biologisch und sie helfen uns, uns im Leben zu orientieren. Sie sind angeboren und wir können sie nicht einfach „loswerden“. Loswerden wollen wir sowieso nur die „unangenehmen“, die wir als „negativ“ bewerten. Emotionen bewegen uns, überfluten uns, lassen uns reagieren, noch lange bevor wir diese sprachlich benennen können. Emotionen halten uns am Leben - denken wir nur daran, wie wir reagieren, wenn wir etwas Schlangenförmiges im hohen Gras erkennen. Wir springen zur Seite, bringen uns in Sicherheit. Erst danach überlegen wir, ob es nicht nur der Gartenschlauch war, den wir gestern nicht mehr weggeräumt haben. Wäre es eine Giftschlange gewesen, wäre die Überlegung vielleicht zu spät gekommen. Also: Wir reagieren „emotional“ und überlegen im Nachhinein. 

 

Emotion und Verstand (das analytische Nachdenken) können wir nicht trennen. Ohne das eine und das andere geht es nicht!

 

Zum Thema Ärger gibt es auch einen früheren Gedanken-Impuls. Hier der Link zum Nachlesen:

 

"Immer Ärger mit dem Ärger".


ohne Ärger zusammenleben
ohne Ärger zusammenleben

Ärger

Ärger zeigt mir und anderen, wie mir zumute ist. Mache ich ein ärgerliches Gesicht, weiß der andere ganz genau, dass mit mir „heute nicht gut Kirschen essen ist“. Ignoriert er meinen Ärger, ist bereits deutlich zu erkennen, dass es gleich eine Auseinandersetzung geben wird.

 

Ärger zeigt, dass gerade „etwas nicht stimmt“, dass etwas verändert werden muss oder soll. 

 

Dazu ist einmal notwendig, dass wir unsere Emotionen (das gilt nicht nur für den Ärger) überhaupt wahrnehmen und benennen können. Entscheidend ist auch die Kultur, die Gesellschaft und deren Normen, in der wir leben. Können wir unsere Emotionen nicht wahrnehmen und benennen, werden diese oft ungefiltert ausgelebt. 

  • Wie gehen wir mit den Emotionen ANGEMESSEN um? 
  • Wann ist der Ärger zu viel? Wann zu wenig? 
  • Wem gegenüber? 
  • Wie drücken wir Ärger aus?
  • Dürfen wir Ärger ausdrücken? - Oder müssen wir ihn „hinunterschlucken“?
  • Ist Ärger überhaupt erlaubt?

 

Emotionen können ansteckend wirken. Ärgern sich die anderen in der Gruppe, lasse ich mich verleiten, mich auch zu ärgern. Ärger kann sich aufschaukeln, in Panik, Aggression oder Hass münden. Und dann wird Ärger destruktiv.

 

Daher gilt: 

  • Ärger (das gilt für alle Emotionen!) wahrnehmen bei sich selbst.
  • Ärger ausdrücken, so lange er sich ausdrücken kann (Ärger nicht auszudrücken ist kein Zeichen von Stärke! Wird Ärger zu lange unterdrückt, „explodieren“ wir irgendwann.)

 

Der Sinn des Ärgers ist, klar zu machen - für sich selbst und für den anderen -, dass „etwas nicht stimmt“. 

 

Es geht um 

  • eigene Grenzen und deren Verletzung, 
  • die eigene Persönlichkeit,
  • die eigene Integrität,
  • die Selbstentfaltung wird behindert und die Kreativität verhindert.

 

Ärger im Dienste der Veränderung in Beziehungen zu anderen und zu sich selbst energetisiert uns. Wir stehen für uns ein. Wir glauben daran, dass wir die Welt verändern können. So lange wir uns ärgern, wollen wir verändern. Das bedeutet aber nicht, dass es zerstörerisches Handeln wird!


Fragen an dich:

  • Wann und worüber ärgerst du dich?
  • Wie gehst du mit dir um, wenn du dich über dich selbst ärgerst? - Kannst du dich freundlich behandeln? - Oder ärgerst du dich, weil du wieder „zu blöd“ warst?
  • Wie willst du mit dir selbst umgehen, wenn du dich ärgerst?

Inspiriert zu diesen Impulsen hat mich wieder eine Vortragsreihe im  "Auditorium Netzwerk" von Dr.  Verena Kast.

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