Wenn wir die Ursache für unser Thema/Problem kennen, dann sind wir uns sicher, dass wir dieses Thema/Problem auch lösen können! - So denken wir meist, wenn uns etwas beschäftigt, das wir uns (vielleicht) nicht erklären können. Und oft machen wir uns auch auf die Suche nach dem oder der „Schuldigen“, wenn wir uns ein Verhalten nicht erklären können.
Unser Verständnis von der Welt ist: Wenn ich die Ursache kenne, kann ich es lösen oder verändern. Und wir begründen unser Verhalten auch mit diesem Modell:
„Ich habe als Kind dieses oder jenes erlebt, deshalb bin ich so und so.“
„Weil meine Mutter/Vater (mein Lehrer, meine Geschwister, …) mich so behandelt hat, verhalte ich mich …“.
Damit erklären wir uns unser Verhalten selbst und rationalisieren es. Wir machen es zur unumstößlichen Tatsache und können uns daher gar nicht verändern. Oder vielleicht nutzen wir es als Entschuldigung, damit wir uns nicht ändern brauchen?
Beispielsweise bei einem Auto, also einem „toten System“, ist die Ursache-Wirkung die einzige Möglichkeit, Fehler zu beheben! Ist die Zündkerze kaputt, muss die defekte Zündkerze als Ursache behoben werden! Da nützt es nichts, über das Problem lange nachzudenken!
Für uns als „lebende Systeme“ gilt diese Ursache-Wirkung-Erklärung nicht! Denn unsere Vergangenheit (und auch die Zukunft) ist NICHT die Ursache für unser jetziges Erleben!
Ja. Die Vergangenheit kann unser gegenwärtiges Erleben beeinflussen! Aber wir können uns immer neu entscheiden, ob wir uns davon beeinflussen lassen!

Wir verwenden jedoch solche Formulierungen, um unser Problem zu beschreiben:
„Mir geht es schlecht, weil ich xy erlebt habe.“ Das Problem wird durch diese Ursache beschrieben. Und weil wir es so beschreiben, verallgemeinern wir die Vergangenheit auch gleich und sagen: „Weil ich xy erlebt habe, deshalb BIN ich so und so.“
Die Vergangenheit kann nicht verändert werden - die Beziehung zu den Erlebnissen in der Vergangenheit hingegen sehr wohl!
Das heißt:
Die Vergangenheit ist NICHT die Ursache für mein Problem!
Die Vergangenheit beeinflusst (vielleicht) mein Handeln, mein Verhalten in der Gegenwart.
Wir müssen nicht die Vergangenheit „durcharbeiten“ oder „verstehen“, „den Schuldigen oder die Schuldige“ finden, um uns verändern zu können. Vielleicht verstehst du dann dein Problem zwar besser, aber alleine durch das Verständnis verändert sich nichts!
Die Erklärung der Vergangenheit als lineare Ursache für unser heutiges Problem greift zu kurz, denn die Vergangenheit bestimmt niemals die Gegenwart! Die Wirkung, die die Vergangenheit für uns heute hat, liegt in der Bedeutung, die wir dieser geben. Das Ereignis an sich ist geschehen. Nicht zu verändern. Aber unsere Einstellung zu diesem Gesehen, die können wir sehr wohl verändern. Jederzeit. Wenn nämlich das ursprüngliche Ereignis wirklich die Ursache wäre, dann wären wir alle Opfer und völlig hilflos den Erlebnissen ausgeliefert.

Was also tun?
Ist das Auto defekt, dann ist klar: Die Ursache muss behoben werden! Ist die Zündkerze defekt, muss diese erneuert werden. Das Auto würde nicht wieder fahren, wenn statt der Zündkerzen die Bremsen repariert würden!
Bei uns Menschen greift „Problem erkannt - Problem gebannt“ zu kurz! - Es gilt vielmehr, die Beziehung zum Problem zu verändern. Und das gelingt durch Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das, was wir uns wünschen. - Wie müssen wir SEIN, um das zu erreichen, was wir erreichen wollen? Wie können wir uns so verhalten, dass es hilfreich für uns ist, mit einer Situation umzugehen?
Wir bestimmen selbst - jeden Tag - wie wir die Welt erleben. Stehen wir auf und denken sofort an all die Probleme, die wir zu bewältigen haben, werden wir den ganzen Tag über Probleme erkennen. Erklärst du dir selbst ständig, dass es dir „so schlecht geht, weil …“ vertiefst du durch diese Erklärung diesen „Schlecht-Gehen-Zustand“. Treten wir in unserer Vorstellung einmal zur Seite und betrachten uns von Außen, haben wir vielleicht einen anderen Blick auf uns und unsere Themen.
Die Vergangenheit bestimmt NIEMALS dein heutiges Erleben! Es erinnert dich vielleicht daran, dass du es so wie damals vielleicht wieder erleben könntest. Aber du kannst es heute auch ganz anders erleben! Aus dem Heute mit all deinen Fähigkeiten und mit allem, was du in deinem Leben gelernt hast, kannst du dich ganz anders verhalten. Du kannst deine Gedanken steuern und lenken. Du bist dem „Damals“ nicht ausgeliefert.

Ein Beispiel.
Angenommen, du hast ein Problem. - Das macht dich hilflos. Vielleicht fühlst du dich wie ein kleines Kind. Ausgeliefert.
Deine Körperhaltung verändert sich. Die Schultern hängen, der Atem wird flacher, der Blick verengt sich.
Was sind deine Gedanken? Du denkst nur noch: Das Problem soll weg. - Durch diese Konzentration auf das Problem wird es noch größer.
Dann fragst du dich möglicherweise: Warum habe ich dieses Problem? - Das wird nie wieder gut. …
Die gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf den nicht-gewollten Zustand.
Eine erste Möglichkeit, aus dieser Abwärts-Spirale auszusteigen, ist, die Körperhaltung zu verändern. Aus diesem Erleben herauszugehen.
Aufrecht stehen, Schultern zurück, in Bewegung kommen, tief Atmen.
Dann erinnere dich an eine (oder mehrere) Situationen, in denen du dich als „stimmig“ und „kraftvoll“ erlebt hast.
Wo im Körper spürst du das? - Wie fühlt sich das an?
Wie stehst du? Oder wie bewegst du dich? - Finde eine Position oder Haltung, in der du dich sicher fühlen kannst.
Drehe deine offenen Handflächen nach Oben. - Diese Haltung vermittelt Stärke.
Was sagst du in so einem Moment zu dir? - Oder was könntest du zu dir sagen, das die unterstützt?
Vielleicht stellst du dir auch eine Farbe zu diesem Gefühl passend vor. - Umgib dich mit dieser Farbe. Hülle dich in deiner Vorstellung in diese Farbei ein.
Leg deinen Perfektionsanspruch ab! - Es wird nie immer alles „eitel Sonnenschein“ sein. Es gibt ein Auf und Ab im Alltag und im Leben. Aber du hast Wahlmöglichkeiten! Du kannst entscheiden, ob du dich dem Problem „hingibst“ oder ob du anders darüber denkst.
Es ist deine Wahl, worauf du deine Aufmerksamkeit lenkst.
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